Wissen, wer wir sind – Ein Beitrag zum Thema Leitbild
Die Bedeutung und Funktion von Leitbildern ist zu Recht umstritten. Häufig handelt es sich um eine Ansammlung von Allgemeinplätzen oder Aussagen, die von den Mitarbeitern nicht mitgetragen werden. Oft wird mit viel Aufwand von der Geschäftsleitung ein Idealbild beschrieben, das weit von der Realität entfernt ist und im schlimmsten Fall durch eine externe Marketingagentur erarbeitet wurde.
Dabei ist die Idee des Leitbildes sehr gut: Fundierte Leitbilder geben Orientierung. Sie veranschaulichen Mitarbeitern und der Öffentlichkeit das Selbstverständnis eines Unternehmens. Leitbilder erklären, wofür ein Unternehmen als Gemeinschaft steht. Sie zeigen auf, was ein Unternehmen gemeinsam erreichen will und welche Werte und Prinzipien das Handeln leiten. So gesehen ist es ein wenig verwunderlich, dass den meisten mittelständischen Unternehmen ein Leitbild fehlt, was bis vor kurzem auch für Weber Data Service galt.
Der Gedanke, ein Unternehmensleitbild für uns zu formulieren, basiert auf einer Rede, die ich anlässlich unseres 40-jährigen Firmenjubiläums Anfang des Jahres gehalten habe. Bei der Vorbereitung dazu habe ich viel über uns als Unternehmen und unsere Mitarbeiter nachgedacht – was uns auszeichnet, wer wir sind, wie wir sind und was uns wichtig ist.
Aus diesen Überlegungen entstand die Idee, unsere grundsätzlichen Werte und Überzeugungen in einem Leitbild zu formulieren. Um für uns den richtigen Weg zur Umsetzung zu finden, haben wir einen Berater eingebunden. Schnell war klar, dass ein Leitbild, in dem sich alle Mitarbeiter wiederfinden sollen, auch möglichst von allen erarbeitet werden sollte. Aus diesem Grund haben wir uns gemeinsam auf den Weg der Leitbilddefinition gemacht.
Vorab haben wir von der Geschäftsleitung mit allen Abteilungsleitern sechs, knapp gefasste Kernaussagen ermittelt, die in einem großen Mitarbeiterworkshop mit Leben gefüllt wurden. Wichtig war, dass die Geschäftsleitung bei diesem Workshop nicht dabei war, damit frei über die verschiedenen Meinungen – auch über kritische – diskutiert werden konnte. Diese Gelegenheit haben die Kollegen auch ausgiebig genutzt: Häufig diskutiert wurde offenbar die Frage, was eher Ziel ist, wo wir hinwollen und was dagegen schon Status Quo ist.
Die daraus entstandenen Brainstorming-Ergebnisse zu jedem der sieben Kernaussagen mussten jetzt „nur noch“ verdichtet und ausformuliert werden. Das übernahmen in einem dritten Schritt sieben freiwillige Arbeitsgruppen mit mir. Die Aussagen wurden gemeinsam analysiert, interpretiert, zusammengefasst und in wenige prägnante Leitsätze gefasst – was nicht immer ganz einfach, aber jedes Mal erfolgreich war.
Dieser Prozess war eine großartige Erfahrung, in dem wir viel über uns selbst und voneinander gelernt haben. Es ist „unser“ Ergebnis, in dem wir uns widerspiegeln, an dem wir uns nun messen können und das uns herausfordert: ein Leitbild, das uns leitet.